"jephtas tochter" von milly steger


 
1919 schuf milly steger (1881-1948) die plastik einer lebensgroßen tanzenden mit dem titel "jephtas tochter".

die grazile figur zählt zu den schönsten und ausdrucksvollsten arbeiten milly stegers und ist ein hauptwerk nicht nur in ihrem Œuvre, sondern in der plastik der klassischen moderne. bereits 1932 wird sie in knaurs enzyklopädie als herausragendes beispiel der bildhauerkunst des beginnenden 20. jahrhunderts abgebildet, neben werken von alexander archipenko und wilhelm lehmbruck.

der titel der bronzearbeit bezieht sich auf eine begebenheit aus dem alten testament: jephta, einer der israelischen richter, befreite seinen stamm von den ammonitern und opferte dafür einem gelübde gemäß seine tochter (richter 10, 17-12,7). vor ihrer opferung nimmt jephtas tochter tanzend abschied von ihrem leben. sie tanzt einen vollkommen in sich gekehrten, kaum in den raum ausgreifenden, melancholisch gestimmten tanz. in dieser tragischen gestalt aus dem alten testament verarbeitete milly steger die spannungsvolle körpersprache des damals populären ausdruckstanzes.

die erste version von "jephtas tochter" von 1919 war aus schwarzem steinguß. 1920 kaufte karl ernst osthaus die tanzende für das hagener museum folkwang. "jephtas tochter" gelangte 1922 mit der gesamten folkwang-sammlung nach essen und wurde 1944 im krieg zerstört. milly steger ließ jedoch bereits 1920 noch einen bronzeguß der figur anfertigen, den ein kasseler bankier kaufte, der zugleich leiter des dortigen kunstvereins war. Seitdem ist "jephtas tochter" in dritter generation im besitz der familie.

auf initiative von karl ernst osthaus wirkte milly steger in hagen von 1910 bis 1917 als stadtbildhauerin. davon zeugen verschiedene bauplastische arbeiten an öffentlichen gebäuden, wie dem stadttheater, dem karl ernst osthaus-museum sowie an schulen. weitere wichtige arbeiten fielen den bombardements im zweiten weltkrieg zum opfer, ebenso wurde ihr berliner atelier zerstört, so daß kaum werke der frühzeit erhalten sind.

bereits 1981 und 1998 war "jephtas tochter" als eines der hauptwerke der künstlerin in zwei gedächtnisausstellungen für milly steger im karl ernst osthaus-museum hagen zu sehen. die bronzeplastik "jephtas tochter" wird im hohenhof - dem museum des hagener impulses, wo sie derzeit bereits zu besichtigen ist, ihren platz finden.