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Hagen. Über ihre Lippen weht ein sanftes Leiden, aus ihren Augen strahlt ein
Hauch von Melancholie, und ihre grazile Körperbewegung fängt einen Moment
der Sinnlichkeit ein. Das Karl-Ernst-Osthaus-Museum und der
Karl-Ernst-Osthaus-Bund luden am Samstag zu Gunsten der einst von Milly
Steger gegossenen Bronzeplastik "Jephtas Tochter" zu einem Sommerfest in den
Garten des Hohenhofs ein.
Von Sonnenstrahlen begleitet tauchten die Gäste mit dem Durchschreiten des
Eingangstors in das romantische Ambiente des Hohenhofs ein. Ein Wiener
Walzer oder ein verträumtes Potpourri - das Hagener Orchester "Salonlöwen"
spielte zum Auftakt und führte die Gäste zum Blickfang des Abends: Der
Bronzeplastik "Jephtas Tochter".
Eine Plastik, angelehnt an das alte Testament: "Der Richter Jephta befreite
seinen Stamm von den Ammonitern und opferte - nach einem Gelübde - das
Erste, was ihm aus seinem Haus entgegen kam: seine Tochter", erklärten
Birgit Schulte, stellvertretende Museumsdirektorin und Eva
Pieper-Rapp-Frick, Vorsitzende des Osthaus-Bundes. "Tanzend nahm sie
Abschied, ein Moment, den die ehemalige Hagener Stadtbildhauerin Milly
Steger in zwei Figuren eingefangen hat."
Während die erste Version, die Osthaus 1920 nach Hagen brachte, zerstört
wurde, ist die zweite Version dem Museum für 60 000 Euro zum Kauf angeboten
worden. Eine Summe, die bis jetzt aus Privatspenden finanziert wird und in
die auch die Erlöse des Festes fließen.
Der Tänzer Torsten Konrad hatte zum Anlass eine Choreographie entlang der
Skulptur einstudiert. Mit ausdrucksstarken Bewegungen voller Hingabe und dem
suchenden Kontakt zum Publikum ertanzte er sich die Begeisterung der
Besucher. Die schlenderten immer wieder am köstlichen Buffet vorbei und
hielten Pläuschchen mit Bekannten.
Fehlt nur noch das Sahnehäubchen. Das waren Anneli Pfeffer, Peter Schöne und
Reinhard Leisenheimer. Sie sangen sich mit Opern-Kostproben aus dem "Babier
von Sevilla" oder "Figaros Hochzeit" mit Leidenschaft und Stimmgewalt in die
Herzen der Gäste. Verträumte Blicke und ein Applausregen, der auch
Generalmusikdirektor Antony Hermus galt. Er begleitete noch bis in die Nacht
die Sängerin Edeltraud Kwiatkowski, die mit Chansons das Fest ausklingen
ließ.
"Ein traumhaftes Ambiente, das die Gäste offen und heiter stimmt. Besonders
das musikalische Programm ist eine wahre Freude", schwärmten die Gäste
Elfriede Leniger-Follert und Edeltraud Friedrichs. Ein Blick auf die
Skulptur: "Welch tänzerische Hingabe - sehr bewegend."
Peter Pietzsch, der amüsant durch das Programm führte, begrüßt ihren Platz
am Hohenhof: "Hier riecht jeder Ziegelstein nach Kultur und Tradition. Wo
sonst sollte dieses Stück Hagener Kunstgeschichte besser stehen?"
Von Daniela Schaefer
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